E-Government und E-Business haben vieles gemeinsam ( Mag.(FH) Reinhard Haider, E-Governmentbeauftragter des OÖ Gemeindebundes | 10.12.2013 17:21:21 )
Die Fachhochschulen in
Oberösterreich gehen mit Praxisbeispielen ganz gezielt auf ihre Studenten zu.
Das gilt auch für die Interessenten des öffentlichen Bereiches. Während es an
der Fachhochschule Linz für das Bachelor-Studium „Public Mangement“ jedes Jahr
den „Practice Day“ gibt (nächstes Mal am Donnerstag, 27. Februar 2014) zeigt
die Fachhochschule Steyr stets mit dem abendlichen „E-Business Best Practices“
auf. Nachdem von E-Business schon viele Projekte, Programme und Applikationen
auf E-Government abgeleitet wurde, haben wir diesmal die Praxisbeispiele der
Steyrer Fachhochschule vom 24. Oktober 2013 unter die Lupe genommen:
Bereits zum neunten Mal fanden
dieses Jahr die E-Business Best Practices an der FH Steyr statt.
E-Business-Studiengangsleiter Mag. Gerald Petz eröffnete den Abend und
präsentierte interessante Vortragende von Google, Stiegl, der Post, Tchibo und
BMW. Der MAN-Hörsaal der FH Steyr war mit Interessenten, Studienabgängern und
Studenten mehr als voll. Für die Studenten sprach wohl Google-Österreich Chef
Peter Hrubi den Kernsatz: „Macht etwas Verrücktes, sonst könnt ihr nie etwas
ändern.“ Mit diesem Leitsatz im Kopf können auch die Behörden dem
Social-Media-Auftritt von Stiegl Bräu vieles abgewinnen und den Dialog mit den
Bürgern verbessern oder von der privatisierten Post lernen wie hart aber
letztlich erfolgreich Innovationen zu Gunsten der Kunden und zu Lasten der
Kosten umgesetzt werden können. Das Beispiel BMW könnte als Marketing-Vorbild
für die E-Government-Kampagnen des Bundes stehen und der Vortrag über die
Cross-Channel von Eduscho als Überlegungsgrundlage, wie man die eingeführten
E-Government-Instrumente noch besser in die Breite bringt.
Den ersten Vortrag des Abends
übernahm Jochen Hencke, der Social Media-Verantwortliche von Stiegl Bräu. Die
Facebook-Seite von Stiegl existiert erst seit wenigen Monaten, hat bereits
115.000 Likes und ist damit die führende Brauerei in Österreich. Täglich postet
Hencke 1-2 Mal. Hier gibt es einige Specials, unter anderem Apps wie „Welcher
Biertyp bist du?“, einen Chat namens „Stammtisch“, den Corporate Blog
„Dorfpost“ und diverse Gewinnspiele (Noriker-Spiel, Fanwelle für das WM
Qualifikationsspiel Österreich-Deutschland). Außerdem entwickelte Stiegl mit
„Maibaumstehlen“ die erste mobilfähige Facebook-App, welche dafür auch mehrfach
ausgezeichnet wurden. Die Stiegl Brauerei ist auch auf Twitter, Instagram,
Pinterest, Youtube, Google+ und dem internationalen Bier-Netzwerk Untappd
vertreten, jedoch haben diese Netzwerke keine besondere Relevanz für Stiegl.
Als Abschluss durften noch Fragen gestellt werden, wofür Grapefruit-Radler an
die Fragenden verteilt wurden.
Von der Österreichischen Post AG wurde
Wolfgang Grausenburger gesandt. In Österreich gibt es 6 Brief- und 7
Paketverteilzentren, die mit 20.000 Mitarbeitern und 9.000 Fahrzeugen an
4.300.000 Haushalte und Firmen verteilt werden. Außerdem ist die Post AG mit
89,5% Erstzustellerquote Qualitätsführer in Österreich. Besonders wichtig für
die Paketdienstleister ist der Distanzhandel mit großen Webshops wie Amazon und
Otto, da der Pro-Kopf-Anteil jährlich drastisch ansteigt. Innovative
Logistiklösungen auf der sogenannten „letzten Meile“ stellen unter anderem die
Selbstbedienungs-Filialen, die Empfangsboxen in den Hauseingangsbereichen und
die schriftlichen Benachrichtigungen im Postkasten. Zukünftig sieht Herr
Grausenburger Entwicklungen für Prototypen mobiler Apps für die Nachverfolgung
von Sendungen, eine eindeutige Identifikation des Kundens und Augmented
Reality.
Für die BMW Group Austria steht
laut Philipp Gamper das Customer Relationship Marketing immer im Vordergrund. Im
Zusammenhang damit wurden ATL (above the line), BTL (below the line → über das
Internet kann alles gemessen werden, so zum Beispiel wird die im Durchschnitt 6
bis 12 Monate dauernde Kaufentscheidung eines BMWs für Marktforschungszwecke
nachverfolgt) und Events wie Laufveranstaltungen, die Vienna Autoshow und der
Lifeball, die vom CRM-Team analysiert und konzeptioniert werden, genannt.
Erwähnt hatte Gamper auch den Sales Push, eine taktische Kampagne, bei der es
zurzeit beim Kauf eines bestimmten BMWs ein gratis Österreich-Paket gibt.
Beworben wird dies mit dem Slogan ‚I am from Austria‘ in Zeitungen, im
Fernsehen und im Internet. Auf der Homepage von BMW gibt es außerdem ein
Formular, womit man eine Probefahrt beantragen kann. Ein Problem bei der
beliebten Facebook-Seite von BMW stellt das genaue Ausmachen der Zielgruppe dar,
da die meisten Liker lieber getunte M6 sehen wollen als normale Autos. Gezeigt
wurde auch die Mini-Guerilla-Werbekampagne von Ostern 2013. Es wird auf die
Tradition „Osterhase bringt Ostereier“ eingegangen – aber warum gerade der
Hase? Als Huhn, Dinosaurier, Bär und Krokodil verkleidet fahren Protagonisten
im neuen Mini Paceman mit der Aufschrift „will man nicht verstecken“ in
Österreich herum und verschenkten Eier an Passanten.
Der Vortrag von Peter Hrubi von
Google Austria begann mit dem Zitat „If you’re not doing something crazy,
you’re not doing the right things.” von Larry Page, dem Chef von Google.
Zunächst bekamen wir einen kleinen Einblick über “Loon“, mit dem WLAN über
Heißluftballone verbreitet wird, und die sogenannten Self-driving.cars. Danach
ging es weiter mit dem Mediennutzungsverhalten der Österreicher, welches sich
in den letzten Jahren deutlich verändert hat. Der durchschnittliche
Österreicher verbringt täglich 120 Minuten im Internet, 100 Minuten vor dem
Fernseher, hört 113 Minuten Radio und liest 30 Minuten Zeitung. Bei Google
Search gibt es neben den unbezahlten Sucherergebnissen, die für den Suchbegriff
relevant sind, auch bezahlte Anzeigen, die über und rechts von den
tatsächlichen Suchergebnissen aufscheinen. Vor der Freischaltung werden
allerdings die Qualitätskriterien geprüft und diese Anzeige muss zum
Suchbegriff passen. Zuletzt sahen die Besucher noch ein paar Werbungen und
YouTube-Videos über Leute, die durch YouTube bekannt wurden. Zum Abschluss
schlug Hrubi wieder die Brücke zum Beginn:
Den Abschluss des Abends stellte
Katharina Chalupa von der Tchibo/Eduscho Austria GmbH dar. Ihr Thema war:
„Stationärer Handel und E-Commerce: Freund oder Feind?“. Zunächst stellte uns
Frau Chalupa die Vertriebsoption „Cross-Channel-Unternehmen“ vor, eine
Kombination aus Depots, Distanzhandel und Filialen. Besonders wichtig ist hier
das sogenannte „Mind-Shift“, das bedeutet, dass das Sortiment und der Preisen
in allen Kanälen gleich bleiben muss, um sich nicht gegenseitig die Kunden
wegzunehmen. Die Kunden sind Impulskunden, gehen also zum Beispiel in die
Filiale und kaufen etwas weil es ihnen gefällt. Auch der E-Commerce spielt eine
große Rolle für Tchibo/Eduscho. So ist die Privat Card ihr wichtigstes
Instrument für übergreifende Cross-Channel-Aktivitäten und die Kundenbindung.
Frau Chalupas Fazit war, dass man für ein einheitliches Unternehmensbild online
und offline Kanäle braucht, wobei eine strenge Differenzierung im
Cross-Channel-Bereich nicht möglich ist. Die Bespielung der Kommunikationskanäle
erfolgt in Abhängigkeit davon, auf welchem das Vertriebskanal das Medium am
meisten einzahlt.
PS: Diskutieren Sie diesen Artikel unter
der Webadresse www.ooegemeindebund.at/egovforum
des Oö. Gemeindebundes.
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