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Eröffnet am17.11.2011
Letzter Beitrag am12.04.2024 13:34:08

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  • Die „Topothek“ – ein historisches Online-Archiv für GemeindenAL Mag. (FH) Reinhard Haider, E-Government-Beauftragter | 25.01.2021 08:22:38 )

    E-Government – Vom und für Praktiker – Jänner 2021

     

    Die „Topothek“ – ein historisches Online-Archiv für Gemeinden


    Das Jahr 2020 schreibt eine eigene Geschichte. Darüber hinaus wollen Gemeinden aber ihre eigene Geschichte nicht vergessen bzw. besser zugänglich machen. Mit den herkömmlichen Mitteln wie Papier und Chronikbüchern ist das nicht so einfach und der klassische Chronist ist eine aussterbende Spezies. Umso mehr boomen die digitalen Möglichkeiten. Hier ragt ein Projekt besonders hervor, die niederösterreichische Entwicklung „Topothek – Unsere Erinnerung“, ein Online-Archiv welches lokal betrieben wird. 200 Gemeinden in Österreich, darunter 46 in Oberösterreich (hauptsächlich im Mühlviertel), präsentieren ihre lokale Geschichte zeitgemäß und digital. 

     

    Sankt Martin im Mühlkreis (https://sankt-martin.topothek.at/) zeigt beispielsweise 334 Fotos von 1960 bis heute. Zum Foto gibt es das Entstehungsjahr, einen Kommentar, Eigenschaften (Tags) und den Urheber. Oberkappel überrascht mit sage und schreibe 3.986 Einträgen ab dem Jahr 1882, die übrigens auch geografisch auf Google Maps verortet sind und die sich auch auf WhatsApp, Facebook und per Mail teilen lassen. Klarerweise gibt es eine Suchfunktion und eine Eingrenzung der Zeit.

    Am 21. Dezember ging auch die Topothek Kremsmünster online. Der Ansatz von Bürgermeister und Kulturreferentin war, die Gemeindechronik unter dem Motto der Topothek „Unsere Geschichte, unser Archiv“ vom neuen Chronisten Michael Söllner ab sofort zusätzlich digital darstellen zu lassen und auch eine rückwirkende Erfassung unter Beteiligung der Bevölkerung zu forcieren. Was immer von geschichtlicher Bedeutung sein mag, soll hier für die Nachwelt digital aufbewahrt werden. Ein Scan oder Foto genügt. Das Original selbst und alle Rechte daran bleiben beim Eigentümer, die Topothek stellt es lediglich zur Schau. „Die fortschreitende Digitalisierung eröffnet ungeahnte Möglichkeiten. Auch die ältere Generation ist auffällig fit im Internet unterwegs und immer mehr Leute sind immer schneller zu erreichen. Das hat die Marktgemeinde Kremsmünster bestärkt, mit ihrer Plattform https://kremsmuenster.topothek.at/ online zu gehen“, erklärt dazu der Chronist und Archivar Michael Söllner.

    Eine virtuelle Sammlung, auf der unter Mitarbeit der Bevölkerung (Crowdsourcing) lokalhistorisches Wissen und Material auch aus privaten Händen erschlossen wird – so könnte man die Topothek kurz und bündig charakterisieren. Miteinfließen sollen Bilder, Dokumente, Objekte, Texte sowie Audios und Videos. Örtlichkeiten u.a. werden bei Bedarf auch verlinkt. Die simpel gehaltene Dateneinspeisung und das schnelle Auffinden von Ereignissen, Orten und Personen sind das große Plus dieses Portals!

    Mithilfe der Topothek möchte man die vergangene Welt zeigen, die Emotionen der Bevölkerung ansprechen und somit zum Bewahren und Mitmachen animieren: „Aja, den habe ich auch gekannt“ oder „Von diesem Tag gibt es noch Fotos? Da war ich ja selber dabei“. Die Leute sollen sich damit identifizieren können! Das Prozedere ist einfach: Wer interessantes historisches Material gerne der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen und zugänglich machen möchte, wendet sich an die Topothekarin oder den Topothekar bzw. an den Gemeindechronisten. Als einfache Regel sollte gelten: Interessant ist alles, was sich bereits verändert hat. Oder auf jeden Fall, was älter als 15 Jahre ist. Die historischen Dokumente verbleiben nach dem Digitalisieren bei den Besitzern.

    Persönliche Informationen und Anmerkungen zu den Materialien sind besonders interessant und erwünscht, wie etwa scheinbar unwesentliche Details, die vielleicht außer dem Besitzer eines Bildes niemand mehr weiß. Ein altes Foto vom Markplatz, das ohne besonderen Anlass gemacht wurde – also ohne Kirtag, ohne das neue Auto, ohne dem Besuch des Großonkels aus Amerika –, bietet immer einen seltenen und spannenden Einblick in die Welt von damals. Gerade den Alltag, die Normalität, zu dokumentieren, ist der Topothek mehr Anliegen als die ohnedies oft gut dokumentierten Ereignisse. Innerhalb der Topothek können z. B. auch Aufrufe zur Identifizierung von Personen bzw. Örtlichkeiten gestartet werden.

    Meine Meinung:

    Die Gemeinde als Träger einer Topothek ist der klassische Fall. Hier kann mit geringen Mitteln eine großartige Wirkung erzielt werden. Um die Topothek in den Fokus der Bevölkerung zu bringen, können die Gemeinden ihren Onlineauftritt nützen und mit Beiträgen in regionalen Printmedien und den Gemeindenachrichten alle Altersgruppen erreichen. Damit werden die Leute im Idealfall auch zum Mitarbeiten bewegt. Prädikat: Enkelsicher!

     

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