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  • Die Gemeinde-Domain: So einfach wie komplexAL Mag. (FH) Reinhard Haider, E-Government-Beauftragter | 07.05.2019 14:36:43 )

    E-Government – Vom und für Praktiker – Mai 2019

    Die Gemeinde-Domain: So einfach wie komplex

    Holzhausen ist die Domain-Hauptstadt von Österreich. Nirgendwo sonst sind pro Einwohner so viele at-Domains reserviert wie der knapp 1.000 Einwohner zählenden Gemeinde im Bezirk Wels-Land. Im Jahr 2018 hatten die Holzhausener laut Angabe von nic.at, dem Verwalter der at-Domains in Österreich, insgesamt 1.275 at-Domains reserviert. Rein statistisch gesehen hat also jeder Einwohner 1,3 Domains reserviert. In der Praxis dürften es einige EDV-Firmen aus dem Ort sein, die Domains kaufen, nützen, handeln, reservieren, … So genau weiß man das nicht, erzählte Amtsleiter Kurt Ammer auf Anfrage.

    Was die Gemeinde Holzhausen aber leidvoll zur Kenntnis nehmen musste ist die Tatsache, dass die eigentliche Gemeindedomain www.holzhausen.at von einer niederösterreichischen Druckerei gleichen Namens schon sehr früh reserviert und bis heute genutzt wird, sodass die Gemeinde-Website unter der Domain www.gemeinde-holzhausen.at zu finden ist. Die allermeisten Gemeinden in Österreich haben jedoch ihre eigene Ortsdomain. In Tourismusregionen wird diese Adresse oft auch für Zwecke des Fremdenverkehrs genützt.

    Beispiel für eine klassische Gemeindedomain ist www.alberndorf.at. Anders sieht es bei der Tourismusgemeinde Mondsee aus. Während www.mondsee.at und auch www.mondsee.com die Tourismusseite öffnet (Besitzer Tourismusverband Mondseeland Mondsee – Irrsee), leitet die Adresse www.mondsee.eu auf die Gemeindewebsite www.gemeinde-mondsee.at um (Besitzer Marktgemeinde Mondsee). 

    Eines ist laut www.nic.at jedoch klar: .at ist die Lieblingsendung der Österreicher. Das bestätigen nicht nur die Zahlen, sondern auch eine Umfrage, die nic.at in Auftrag gab. Die Menschen verbinden damit Heimat und Vertrauen. Auf Platz zwei dieses Rankings liegt .com, gefolgt von den Endungen .eu und .de. Insgesamt gibt es rund 1,3 Millionen at-Domains, verglichen mit rund 140 Millionen com-Adressen, einer sogenannten Top-Level-Domain (TLD).

    Die Bedeutung von at=Österreich und de=Deutschland als Länderdomain ist relativ klar, dass com für „Kommerziell“ steht und cc für die Kokusinseln im Indischen Ozean ist nicht mehr so selbsterklärend. Um ein paar hundertausend Euro können sich seit fünf Jahren die Städte ihre eigene Domain (New Geo Top Level Domains) leisten. Tokyo hat das gemacht und anschließend 109.000 Domains weitervergeben. Wien liegt hier immerhin an 15. Stelle weltweit und hat 15.000 Domains weitervermittelt. Eine Domain unter .wien kann jede juristische oder natürliche Person registrieren, die eine wirtschaftliche, kulturelle, historische, touristische oder soziale Verbindung zur österreichischen Bundeshauptstadt Wien demonstrieren will (siehe https://www.nic.wien/de/registrare). Ein schönes Beispiel ist die neu errichtete Seestadt Aspern, die unter www.seestadt.wien zu finden ist. Die Domain www.stadt.wien leitet natürlich zur Stadt Wien.

    Meine Meinung:
    Konnten früher noch sogenannte Domain-Grabber mit dem Vorreservieren von bekannten Domains Geld verdienen ist das heute durch die Vielzahl generischer Domains (.wien, .club, .top, .travel, …) nicht mehr so lukrativ. Für eine Gemeinde ist es bedeutend, dass möglichst alle wichtigen Domain-Endungen im Gemeindebesitz sind. Die at-Domain ist nicht verhandelbar, soferne rechtlich greifbar. Die eu- und com-Adressen sollten folgen. Die Kosten sind mit 50-100 Euro jährlich gering. Jeder Gemeinde vorbehalten sind die ooe.gv.at-Domains und die gv.at-Domain, die eine Gemeinde wie z.B. www.kremsmuenster.ooe.gv.at kostenlos vom Land Oberösterreich bzw. vom Bundeskanzleramt erhält. Sämtliche dieser Domains routen dann üblicherweise auf eine einzige Website (Beispiel: www.kremsmuenster.at). Apropos Recht: es gibt in Österreich kein eigenes Domain-Recht. Die Rechtsprechung leitet sich ab vom Markenschutz, Urheberrecht und dem Gesetz gegen den Unlauteren Wettbewerb.

    Übrigens: www.haider.at hat seit Bestehen der Künstler Alfons Haider als digitale Visitenkarte. Als bekennender Europäer hätte ich auch mit www.haider.eu eine Freude, aber da war ein Wiener Transportunternehmer schneller. Abseits der Länderdomains wird mir aber nun die neue generische Domain „www.haider.works“ um 3,29 Euro pro Monat angeboten …

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